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Gelassenheit, bestenfalls

Als ich Kind war, schrieb mir mein Vater in mein Stammbuch folgende Worte:

»Gott gebe dir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst, den Mut, Dinge zu ändern, die du ändern kannst, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.« (Reinhold Niebuhr)

Damals fragte ich mich, leicht verärgert, ich gebe es zu, ob er meine, es mangle mir an Mut. Mittlerweile weiß ich, das war und ist nicht der Fall. Aber die Gelassenheit! Um die ging es …

Sie beschäftigte mich viele Jahre, weil es einem zwar vernünftig dünken mag und es einem dennoch schwerfällt, Unabänderliches hinzunehmen. Doch erst in jener Gelassenheit wird wieder Mut und Tat möglich. Insbesondere während dieser beiden Jahre begleitet mich die Gelassenheit konstant. Nicht weil ich sie hatte. Ich verlor sie oft genug! Aber weil dieses Wort an Bedeutung gewann, sodass mir daraus ein Gedicht wurde, welches ich Ihnen gerne für diesen Tag und alle folgenden schenken möchte: 

In Nachtschatten dämmert still der Morgen,

Fragment wird, was bleibt –

Zeitwandelndes Auge, Gelassenheit …

Das ist es, was ich Ihnen in diesem Advent gegen alle chronische Aufgeregtheit vor allem wünsche: Gelassenheit!