Kennen Sie die Magie eines Kekses, eingetaucht in eine Tasse Tee? Sie führte im Fall eines französischen Feingebäcks, Madeleine genannt, zu einer der schönsten Szenen der Literatur, Madeleine und Lindenblütentee, aber in Wahrheit ist das völlig unwichtig, denn was Marcel Proust in jener Szene erzählt, das wäre mit heißer Schokolade und einem Stück Lebkuchen, mit einer Tasse Masala Chai und einem Bissen Shortbread ebenso möglich: Es ist das Zurückgleiten in eine Erinnerung, ausgelöst durch Sinneseindrücke – die Rückkehr in ein anderes Zimmer, zu anderen Menschen, in eine andere Zeit.
Für mich ist es der Geruch des Bratapfels, der mich in die Kindheitsküche zu meinem Großvater bringt. Oder Apfelkompott, mit Nelke, Ingwer und Zimt gewürzt, es holt mir Momente zurück, in denen ich von meiner Mutter umsorgt wurde, geschwächt durch Schnupfen, Husten oder eine andere Unpässlichkeit. Ihre begleitenden Worte, wenn sie mir eine Schale mit Kompott reichte – ›Das wird dir guttun.‹ – haben sich auf ewig eingeschrieben. Auch heute noch, wenn die Nase herbstlich läuft oder ich mich schlapp fühle, kommt Apfelkompott in den Topf, köchelt sanft vor sich hin, füllt bald schon nicht bloß die Küche, sondern das ganze Haus mit seinem Duft.
Ich weiß nicht zu sagen, ob es wirklich am Kompott liegt oder nicht viel eher an den ermutigenden Worten, an der Erinnerung, dass sich jemand um einen kümmert, dass es mir danach stets besser geht.
Mittlerweile sind andere Düfte hinzugekommen, derjenige von Zitronenöl und Thymian, von Lavendel und Zirbe. Und in diesen Tagen der Geruch des Waldes, in Tannenreisig und Fichte, in Zirbenkieferöl. Ich weiß nicht, welchen Geruch Sie sich in diesen Tagen in Ihr Leben holen, aber vielleicht möchten Sie davon erzählen, wie Ihr Advent duftet? Sind es Orangen- und Mandarinenschalen, auf den Heizkörper gelegt? Oder ätherische Öle in einer Duftlampe? Vielleicht mögen Sie auch Räucherstäbchen oder den Geruch von Weihrauch und Myrrhe?
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