Bevor ich mich daran machte, diese »24 Ermunterungen für einen Tag« zu schreiben, fragte ich meine Freund*innen, was ihnen denn Mut mache, Kraft gebe, was sie stärke. So manche*r antwortete mit einem Lächeln, ein wenig verlegen wohl, andere eher versonnen: die Liebe.
So vielfältig wie die Gesichter sind, die bei diesem Wort in unserer Erinnerung auftauchen, so vielfältig ist auch, was wir darunter verstehen, aber immer hat es mit der Hinwendung zu einem Du zu tun. Sei dies nun die kleine Person, deren Finger sich vertrauensvoll in unsere große Hand legen, sei es die Freundin, die unser Leben seit Jahrzehnten schon begleitet, immer da, wenn wir sie brauchen, und sei es auch nur für einen Abend mit Gelächter. Sei es der Freund, der an unserem Leben Anteil nimmt und stets zu einer Wanderung Lust hat. Sei es die treue Anhänglichkeit unseres Hundes, der in uns Gefühle der Zuneigung weckt oder das Schnurren unserer Katze, wenn wir ihr Fell streicheln. Sei es die junge Liebe, der wir – aller Skepsis gelebter Jahre zum Trotz – dennoch Tür und Tor öffnen, Verstand und Herz, sei es der Partner, mit dem wir schon ein halbes Jahrhundert verbracht haben: Wir brauchen es so dringend wie Atem und Nahrung, dass andere Menschen für uns wichtig sind, an unserem Leben teilhaben – und zu erleben, dass wir ihnen wertvoll sind!
Ich denke, dass dies auch die Zeit ist, um ihnen dafür zu danken, dass sie uns begleiten, dass sie mit uns sind, an unseren guten Tagen und an unseren unrunden, dass sie unsere Siege und unser Scheitern mit uns teilen, unsere traurigen und unsere schönen Momente. Diese Menschen sind unser Reichtum. Oder wie Milena Jesenská, Journalistin, Übersetzerin und im Widerstand engagierte Frau, schrieb: »Wenn man zwei oder drei Menschen hat, aber was sage ich denn, wenn man nur einen einzigen Menschen hat, dem gegenüber man schwach, armselig und zerknirscht sein darf und der einem dafür nicht wehtut, dann ist man reich.«
Diese Form des Reichtums wünsche ich Ihnen!
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